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Jungsteinzeitliche Siedlung in Teesdorf

Erstellt von Raimund Karl am 12. Jul. 2019

Beschreibung

Das Neolithikum (die Jungsteinzeit) in Österreich wird in mehrere Phasen unterteilt. Eine der bedeutendsten jungsteinzeitlichen Kulturen wird nach einem Fundort in Ungarn (südöstlich des Plattensees) Lengyel-Kultur genannt. In Österreich ist diese Kultur auch als die Mährisch-Bemaltkeramische Kultur (MBK) bekannt. Fundstellen dieser Kultur sind aus Tschechien, der Slowakei, Ostösterreich, Ungarn, Kroatien, Polen und Bayern bekannt. Zeitlich lässt sich die Lengyel-Kultur zwischen ca. 5000 bis spätestens ca. 3500 v.Chr. einordnen. Charakteristisch für die Lengyel-Zeit sind lang-rechteckige Hausformen, die mit Ausmaßen von ungefähr 8 mal 30 Metern eine bedeutende Größe erreichen. In Holzbauweise errichtet, mit 2 oder 3 Innenräumen und oft mit typischen Vorbauten (Anten) ausgestattet, können sie in verschiedener Bebauungsdichte auftreten, in einer Größenordnung von Einzelgehöften bis hin zu großen Ansiedlungen. Größere Siedlungen sind teilweise auch von einem Graben umgeben. Bei den Bewohnern dieser Siedlungen hat es sich wahrscheinlich um frühe Bauern gehandelt. Diese betrieben gemischte Land- und Viehwirtschaft und züchteten Rinder, Schweine und auch Schafe. Zum gewöhnlichen Hausrat gehörten in der Lengyel-Zeit neben Werkzeugen, Geräten und Schmuck aus Stein, Knochen, Geweih und Muscheln unter anderem kunstvoll bemalte, feine Keramikgefäße und menschliche Keramikfigurinen.

Auf dem Gemeindegebiet von Teesdorf zeichnen sich auf Luftbildern die Überreste von zahlreichen Häusern ab, die in Form und Dimensionen lengyel-zeitlichen Häusern entsprechen. Dies macht es wahrscheinlich, dass es sich bei dieser bereits seit längerem bekannten Fundstelle um eine lengyel-zeitliche Siedlung handelt. Nachdem die Fundstelle bislang jedoch noch nicht genauer wissenschaftlich untersucht wurde, sollen die nun mit Bürgerbeteiligung durchgeführten Forschungen diese Vermutung zu bestätigen oder zu widerlegen helfen.

Am 09.07.2019 hat die Prifysgol Bangor University in Zusammenarbeit mit ArchaeoPublica, der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) und dem IÖAF (Internationales Österreichischen ArchäologieForum) eine geophysikalische Prospektion (Vorerkundung) durchgeführt. Zum Einsatz gebracht wurden magnetometrische und Bodenradarmessungen. Dabei wurde interessierten BürgerInnen die Möglichkeit geboten, diese zerstörungsfreien Untersuchungsmethoden und die dafür erforderliche Technik ausführlich von Experten der ZAMG erklärt und Fragen beantwortet zu bekommen sowie die Arbeiten vor Ort beobachten zu können. Durch die motorisierten Messgeräte war es möglich, eine Fläche von ca. 4,1 ha. an diesem Tag zu erkunden. Die Ergebnisse der durchgeführten Messungen bestätigen im Wesentlichen das Bild, dass sich schon aus den Luftbildern ableiten lässt, weisen aber darauf hin, dass der Erhaltungszustand der Fundstelle sich zunehmend verschlechtert.

Karte

Koordinaten: 47.959652° 16.282984°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326