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Spätmittelalterliche Aus- und Umbauten im Gartenhof des Schlosses Kobersdorf

Erstellt von Tanja Trausmuth am 02. Feb. 2021

Beschreibung

Die archäologische Untersuchung des Gartenhofes von Schloss Kobersdorf begann bereits in den Jahren 2012 und 2013 mit mehreren kleinen Grabungen, welche aufzeigen konnten, dass sich massive Strukturen mit abweichender Ausrichtung zur übrigen Schlossanlage unmittelbar vor der Kapelle befinden.

Im Jahr 2014 wurden diese Untersuchungen durch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) mit der zerstörungsfreien Erkundung durch Radarmessungen fortgeführt, um als Grundlage für die genaue Position der 3 von der Firma Novetus OG geplanten Grabungsschnitte der archäologischen Grabung im Jahr 2014 zu dienen.

So wurde durch die Archäologen ein Bereich südwestlich der Kapelle, ein Bereich beim südlichsten Eckturm der Anlage und ein Areal unmittelbar vor dem Durchgang zum zweiten Schlosshof ausgewählt.

Im Bereich südwestlich der Kapelle zeigte sich nach dem maschinellen Humusabtrag eine Schicht aus zumeist aus Ziegelfragmenten bestehendem Bauschutt, der wohl vom einstigen Abbruch der Burg stammte und als Aufschüttung zur Planierung diente. Darunter liegend konnten als Vorgängerbau parallel zur Kapelle ca. 1,5 Meter starke Mauerstrukturen aus zumeist Bruchsteinen sowie Ziegeln und Mörtel entdeckt werden, welche wohl einst den sogenannten Palas, also das Hauptgebäude der einstigen Burg mit Wohn- und Festsaal, bildeten und Stampflehm als Bodenbelag aufwiesen.

An diesen Raum anschließend entdeckten die Archäologen einen quadratischen, ca. 4 Meter großen Treppenturm, dessen Konstruktion aufgrund der Funde ins 15. Jahrhundert datiert werden konnte.

Im zweiten ergrabenen Bereich beim südlichsten Eckturm der Anlage konnte unterhalb der 60 Zentimeter starken Humusschicht wiederum Bauschutt dokumentiert werden, der auf einer Planier- und Ausgleichsschicht auflag. Hier zeigte sich die Fortsetzung einer Mauer des Palas zur sogenannten Ringmauer oder Außenmauer der Burganlage.

Im dritten erforschten Bereich wurde aufgrund der Ergebnisse der Radarmessungen der sogenannte Bergfried, der unbewohnte Hauptturm, der damaligen Burganlage im Areal unmittelbar vor dem Durchgang zum heutigen zweiten Schlosshof erwartet und es konnten wiederum gleich aufgebaute Mauerkonstruktionen aus Bruchsteinen aufgefunden und als Treppenturm interpretiert werden.

Für die Archäologen ergab sich bei der Grabungskampagne das Bild einer kleineren, unregelmäßig rechteckigen Burg mit einer durchschnittlichen Außenseitelänge von ca. 30 Metern, welche aufgrund der vorerst bei der Firma Novetus OG verbleibenden Funde (darunter Keramikscherben)  in das späte 13. bzw. Anfang 14. Jahrhundert datiert werden konnte und bis zu ihrer Schleifung im späten 15. Jahrhundert anscheinend mehrere Aus- und Umbauphasen durchlebte.

Quellen

Stagl, A., 2015. KG Kobersdorf, OG Kobersdorf. Fundberichte aus Österreich 54, D716-D742.

Karte

Koordinaten: 47.597687° 16.392423°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326

Bericht
  • Jahr 2012
  • Maßnahme-Nr. 33021.14.01
Institution
Art der Maßnahme
Interpretation