1. Home
  2. Berichte
  3. Urgeschichtliche bis frühmittelalterliche Höhensiedlung und mittelalterliche Burg am Wauberg in Bogenfeld

Urgeschichtliche bis frühmittelalterliche Höhensiedlung und mittelalterliche Burg am Wauberg in Bogenfeld

Erstellt von Raimund Karl am 13. Jul. 2019

Beschreibung

Auf dem Wauberg über Petschnitzen wurden 2015 vom Büro für Archäologie ReVe (Bamberb) archäologische Sondierungen durchgeführt. Auf dem Wauberg wird seit längerem eine mittelalterliche Burganlage vermutet. Ziel der Sondierungen war es, Alter und Art der archäologischen Überreste auf dem Wauberg genauer zu bestimmen. Unerwarteter Weise wurden neben Funden und Befunden, die genaueres über die mittelalterliche Besiedelung des Waubergs verraten, auch zahlreiche ur- und frühgeschichtliche Funde entdeckt. Dies deutet darauf hin, dass der Wauberg über bedeutende Zeiträume seit wenigstens der Kupferzeit (ab ca. 4.500 v.Chr.) wenigstens häufiger von Menschen genutzt, wenn nicht sogar besiedelt wurde.

Die Hinweise auf die frühe Besiedlung des Waubergs stammen aus der Schüttung eines vermutlich frühmittelalterlichen Erdschüttwalls, der vermutlich zu einer Vorläuferanlage der späteren, hochmittelalterlichen Burg am Wauberg gehörte. In dem angeschütteten Erdmaterial fanden sich zahlreiche sehr qualitätsvolle Gefäßkeramikfragmente, die zeitlich von der Kupferzeit bis in die Spätantike (spätes 3. bis frühes 6. Jh. n. Chr.) reichen. Besonders bemerkenswert waren vor allem Keramik der sogenannten Vučedol-Kultur (späte Kupferzeit, ca. 3.000-2.200 v.Chr.) und der Laugen-Melaun-Gruppe (späte Bronze- und frühe Eisenzeit, ca. 13.-6. Jh. v.Chr.). Für die Anlage des frühmittelalterlichen Walls, der möglicherweise als Folge der Ungarneinfälle in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts errichtet worden sein könnte, dürften also bedeutende ältere Kulturschichten abgegraben und umgelagert worden sein. Das deutet darauf hin, dass am Wauberg bereits in der späteren Urgeschichte eine bedeutendere Höhensiedlung befand.

Nach einer relativ kurzen Unterbrechung zwischen Spätantike und 10. Jh. dürfte der Wauberg dann wieder besiedelt worden sein. Dabei dürfte es sich bei der durch den Erdschüttwall abzeichnenden Höhenbefestigung wohl um eine Vorgängeranlage der im frühen 12. Jahrhundert errichteten Burg handeln. Die Kernburg dieser Anlage aus dem 12. Jh. bestand aus massiven Steingebäuden. Es fanden sich bei den Sondierungsgrabungen allerdings auch Hinweise darauf, dass die Umwehrung beziehungsweise gewisse Abschnittsbefestigungen wohl aus Holz errichtet waren. Die noch erhaltenen Reste der Kernburg zeigen, dass die Räume wohl Kalkmörtelestrichfußböden aufwiesen, während der Fund eines Hohlziegels darauf hinweist, dass wenigstens eines der Gebäude der Kernburg mit Ziegeln gedeckt war. Ebenfalls zu dieser Burganlage gehörte eine in den anstehenden Fels gehauene Tankzisterne, deren Mauerwerk sehr qualitätsvoll ausgeführt und die mit einem Unterputz in Pietra-rasa-Technik und einem sehr hochwertigen Ziegelschrotputz auf der Innenseite ausgestattet war. Dieser hochqualitativen Bautechnik entsprechen auch die sehr qualitätvollen Kleinfunde, was darauf hinweist, dass es sich um die Burg eines wohlhabenden Herrn handelte.

Anhand des Fundmaterials dürfte die Burg um 1100 erbaut und um die Mitte des 14. Jahrhunderts aufgegeben worden sein. Mögliche Ursache der Aufgabe der Burg könnte das für die Region schwerwiegende Erdbeben von 1348 gewesen sein. Bei dieser Burg dürfte es sich um die erstmals in einem Teilungsvertrag von 1256 als »castra Wartperch« als im Besitz von Ullrich III. von Sponheim stehend genannte Anlage gehandelt haben.

Quellen

Vetterling, C. 2015. KG Bogenfeld, SG Villach. Fundberichte aus Österreich 54, 53-4.

Karte

Koordinaten: 46.586616° 13.947371°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326