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Urgeschichtliche bis neuzeitliche Almnutzung beim Alkuser See in Ainet

Erstellt von Raimund Karl am 12. Jul. 2019

Beschreibung

In der Gemeinde Alkus (nordwestlich von Lienz, Osttirol) liegt auf ca. 2290 m Höhe die Flur Potschepol. Es handelt sich dabei um eine von Bergketten umsäumte Hochebene, deren westlicher Teil durch ein Niedermoor bedeckt wird. Etwa 150 Höhenmeter über dem Potschepol liegt der Alkuser See, dessen Ausfluss, der Taberbach, der in Mäandern über den Potschepol zieht. Charakteristisch sind auch Felsspalten, die eine südlich des Potschepols gelegenen Felsschwelle durchziehen.

In diesem hochaplinen Gelände führte das Institut für Archäologien der Universität Innsbruck vom 1. bis 10.9.2015 archäologische Untersuchungen durch. Die Feldforschungskampagne hatte drei Schwerpunkte: die Fortsetzung bereits 2008 begonnener Grabungen in einer späteisenzeitlichen und römisch-kaiserzeitlichen Hirtenhütte mit angeschlossenem Viehpferch; die Untersuchung einer der südlich des Potschepols gelegenen Felsspalten; sowie eine Erkundung der Landschaft mittels eines Metallsuchgeräts zur Ortung und Bergung aussagekräftiger Kleinfunde zur Bestimmung  der Nutzung des Geländes.

Die Grabungen in der Hirtenhütte mit angeschlossenem Viehpferch („Struktur 3“) bestätigten und erweiterten die bereits bei früheren Grabungen gewonnenen Erkenntnisse. Diese baulichen Strukturen stammen aus der späten Latènezeit (jüngere Eisenzeit, ca. 120-15 v.Chr.) und der frühen römischen Kaiserzeit (spätes 1. Jh. v.Chr. und 1. Jh. n.Chr.) und dürften wohl saisonal genutzt worden sein. In der Felsspalte wurde trotz Abtiefung um bis zu einem Meter nur rezenter Müll (Getränkedosen, Plastikabfall, Glasscherben, etc.) gefunden. Die Begehung mittels Metallsuchgerät erbrachte hingegen neben ca. 100 mehrheitlich geschmiedeter Schuh- und Hufnägel auch Eisnägel, die einst am Schuh oder Hufeisen angebracht waren, Hufeisen und Hufeisenfragmente, Bleigeschosse sowie eine neuzeitliche Gürtelschnalle. Diese Funde stammen überwiegend aus der Neuzeit (ab ca. 16. Jh. n.Chr.).

Nachdem der Potschepol weder eine Pass- bzw. klassische Übergangssituation darstellt noch abbauwürdige Rohstoffe im seinem näheren Umfeld anstehen, sind die beobachteten archäologischen Spuren wohl hauptsächlich einer almwirtschaftlichen Nutzung und eventuell der Jagd geschuldet. Diese Nutzungsarten lassen sich anhand der Untersuchungsergebnisse dieser Untersuchungskampagne während der späten Latènezeit und der frühen römischen Kaiserzeit und danach wieder deutlich ab der Neuzeit fassen.

Quellen

Flatscher, E., Klocker, C., Stadler, H. 2015. Prähistorische bis mittelalterliche Strukturen beim Alkuser See bzw. Pitschedboden (Potschepol). Fundberichte aus Österreich 54, D6353-69.

Karte

Koordinaten: 46.898983° 12.723500°
Koordinatensystem WGS84 / EPSG:4326

Bericht
  • Jahr 2015
  • Maßnahme-Nr. 85002.15.01
Lage
Art der Maßnahme
Interpretation