Urgeschichtliche Siedlungsspuren in Ebendorf

Erstellt von Ingrid Kowatschek am 06. May. 2022

Beschreibung

Im Zuge eines A5-Straßenbauprojekts im Bereich von Ebendorf (Bezirk Mistelbach) wurden im Sommer 2015 durch die Firma ARDIG – Archäologischer Dienst Untersuchungen an der bereits bekannten urgeschichtlichen Fundstelle durchgeführt. Aus den Grabungen im Jahr 2010 sind in diesem Bereich bereits zahlreiche Hinweise auf urgeschichtliche Siedlungstätigkeiten bekannt, wobei sich das Fundmaterial der mittelneolithischen Besiedlung als besonders reichhaltig erwies. Bei den Nachgrabungen im Jahr 2015 traten nun weitere archäologische Befunde der Jungsteinzeit und Bronzezeit sowie der Jüngeren Eisenzeit und Römischen Kaiserzeit zu Tage.

Der Großteil der untersuchten Gruben – darunter zwei Hausbefunde – datiert in das Mittelneolithikum (etwa 4.800 bis 4.100 v. Chr.) und ist der Lengyel-Kultur zuzuordnen. Aus diesen Befunden konnte herausragendes Fundmaterial geborgen werden. Eine große Anzahl dünnwandiger Keramik zeigte noch Spuren einer roten und weißen Bemalung sowie unterschiedliche Verzierungselemente. Zusätzlich wurden die teilweise bemalten Fragmente mehrerer tier- und menschengestaltiger Tonfiguren (sog. Idole) gefunden, von denen aus der Grabung von 2010 ebenfalls etwa 30 Bruchstücke bekannt sind. Bemerkenswert ist ein menschlicher Kopf mit ausgeformter Nase, Augen und Ohren und ein weiblicher Torso mit erhobenem linkem Arm. Außerdem traten vier Steinbeilfragmente, mehrere Silexabschläge und -geräte, sechs Löffelfragmente und bearbeitete Knochen auf.

Die Ergebnisse der Grabung 2015 deuten auf eine erneute Besiedlung des Areals, das sich nur etwa 300 m von der Zaya entfernt befindet, von der Bronzezeit bis in die Römische Kaiserzeit. Anschließend an die bronzezeitlichen Befunde von 2010 wurde auf der Hügelkuppe eine weitere Grube mit bronzezeitlicher Keramik gefunden. Die ehemalige Siedlung dürfte sich hier in Richtung Osten ausdehnen.

Im sanft ansteigenden Gelände im Norden wurden zudem auch vier Befunde festgestellt, die von der Besiedlung in der Jüngeren Eisenzeit (La-Tène Zeit, ca. 450 bis 15 v. Chr.) zeugen. Bei einer dieser eisenzeitlichen Gruben konnte in Sohlennähe eine Ascheschicht mit einer Keramikkonzentration dokumentiert werden. Zwei Gruben im Norden der Grabungsfläche konnten aufgrund der charakteristisch verzierten Keramik in die Römische Kaiserzeit (etwa 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr.) datiert werden.

Quellen

Achter, D., 2015. KG Ebendorf, MG Mistelbach. Niederösterreich. Fundberichte aus Österreich 54, D1600-1610.

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